5. April 2022 - Beiträge - Allgemein

Fast hätte ich meine eigene Hochzeit verpasst

Vortrag der Schriftstellerin Elisabeth Eberle
„Fast hätte ich meine eigene Hochzeit verpasst“ seufzt die Hebamme Maria in ihren Erinnerungen: Wollte doch so ein kleines Menschlein just am Morgen ihrer Vermählung so gar nicht das Licht der Welt erblicken und ließ sich viel Zeit….der Trautermin rückte näher und näher…aber dann…geschafft!
Die Hochzeit konnte stattfinden!
Die Schriftstellerin Elisabeth Eberle war zu Gast bei den Sternenfelser LandFrauen und hatte die Erinnerungen ihrer Mutter im Gepäck – einer Landhebamme , über deren Erlebnisse sie in einem kurzweiligen Vortag, kombiniert mit gelesenen Buch- Passagen, den aufmerksamen Zuhörerinnen berichtete.
Die Ausbildung der Landhebamme Maria in den 50er Jahren wurde von der Gemeinde mitfinanziert, damit musste sie sich im Gegenzug zum Dienst in der der Gemeinde verpflichten.
Landhebammen waren sehr geschätzt und immer gut ausgelastet, da es bis in die 60er Jahre hinein nicht üblich war, zur Entbindung in ein Krankenhaus zu gehen. Die Krankenkassen bezahlten keine Klinikgeburten. So oblag es den Hebammen, die Kinder auf die Welt zu bringen und die Frau im Wochenbett zu versorgen. Durch Fortbildungen wurden sie immer wieder geschult und „auf den neuesten Stand“ gebracht. Trotzdem, es war unabdinglich den Beruf der Hebamme nicht nur mit medizinischem Fachwissen, sondern auch mit Leidenschaft und Einfühlungsvermögen zu erfüllen.
Die Hebamme war nicht nur Geburtshelferin, sie war den Wöchnerinnen Vertraute und Beraterin, zugleich Sozialarbeiterin und Dienstleisterin: Sie betreute die größeren Kinder, versorgte wenn es nötig war die Familie der Wöchnerin mit Essen und erledigte kleinere Hausarbeiten.
Marias Erlebnisse ließen die Anwesenden schmunzeln und auch nachdenklich werden. Anfangs mit dem Fahrrad unterwegs, später mit einem Motorroller und als Krönung mit einem Käfer! Es waren geburtenreiche Jahre – Urlaub gab es nie. Und spannend war es auch: Das Geschlecht des Kindes blieb bis zuletzt eine Überraschung!
Ihre Selbständigkeit als Landhebamme gab Maria am Ende ihres Berufslebens auf – die Krankenkassen bezahlten die Klinikgeburten und sie war immer weniger gefordert. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitet sie angestellt in einer Frauenklinik.
Über die aktuelle Zunahme an Hausgeburten und den wieder größeren Bedarf an Hebammen hätte sie sich gefreut.
Charmant und unterhaltsam ließ Elisabeth Eberle die Sternenfelser Frauen am Leben ihrer Mutter Maria, einer gestandenen Landhebamme teilhaben. Herzlichen Dank dafür!